Zusammenarbeit mit dem Betreuer: Der Ton macht die Musik
Eine Promotion ist nicht nur für den Doktoranden zeitraubend und arbeitsintensiv. Auch der Betreuer steckt hier im besten Falle viel Energie hinein und hat ein natürliches Interesse an dem Erfolg der Arbeit – schließlich fällt das Ergebnis auch auf ihn zurück.
In der Realität ist es leider häufig so, dass ein Professor mehrere Doktoranden betreut und darüber hinaus noch in Lehre, Klinik und Forschung eingebunden und dadurch zeitlich stark limitiert ist. Deshalb gilt es, keine Minute seiner Aufmerksamkeit zu verschwenden. Das gelingt mit der richtigen Kommunikationsstrategie: Wenn sowohl Doktorand als auch Betreuer die ihnen miteinander zur Verfügung stehende Zeit optimal nutzen, trägt das zur Zufriedenheit beider und damit zum Erfolg der Dissertation bei, denn nichts ist frustrierender, als häufig im Kontakt zu stehen, sich doch nichts zu sagen zu haben und letztendlich nicht voranzukommen.
Wie kommunizieren?
Telefon vs. E-Mail
Euer Prof ist gut per Telefon zu erreichen? Herzlichen Glückwunsch, einfacher und schneller könnt ihr kurze Rückfragen nicht klären. Der Nachteil: Diese Kommunikation ist nicht dokumentiert, was zu späteren Missverständnissen führen kann. Für komplexere Fragen, für die der Professor Bedenkzeit benötigt, sich mit anderen Abteilungen abstimmen muss oder die vielleicht auch politischer Natur sind und deshalb eine sensible Herangehensweise erfordern, eignen sich E-Mails. Diese haben auch den Vorteil, dass die Kommunikation dokumentiert wird. Der offensichtliche Nachteil: Das zermürbende Warten auf die Antwort... Bevor die Ungeduld allzu groß wird: Wie eingangs erwähnt sind Professoren von verschiedenen Seiten stark gefordert. Plant also etwas Zeit für die Beantwortung ein. Nachfragen kann man auch an das Sekretariat richten – wie ihr euch diese Tür offen haltet, erfahrt ihr im nächsten Absatz.
Respektiert die Sekretärin!
Die Frau oder auch der Mann im Vorzimmer des Professors sind meist wichtige Türöffner. Nicht selten wird hier entschieden, welcher Anrufer durchgestellt wird und welche E-Mail ganz oben auf dem Stapel der zu beantwortenden liegt. Ihr müsst nicht jede Woche einen Strauß Blumen oder selbst gebackene Kekse im Vorzimmer abgeben, aber ein höflicher, respektvoller Umgang mit den Mitarbeitern des Sekretariats sollte selbstverständlich sein. Das Sekretariat ist nicht nur für euch und den Professor selbst, sondern auch für den Uni-Ablauf von großer Bedeutung. Bringt ihr den Menschen, die hier arbeiten, eure Wertschätzung entgegen, soll das euer Schaden nicht sein, wenn ihr ein kurzfristiges Anliegen habt.
Face-to-Face
Heutzutage herrschen geradezu paradiesische Zustände, was die Kommunikationswege betrifft. Dennoch reisen Politiker und Geschäftsleute durch die ganze Welt, um persönlich bei Konferenzen vor Ort zu sein. Unterschätzt den persönlichen Kontakt zu eurem Professor nicht! Regelmäßige persönliche Treffen bringen euch nicht nur einen höheren Erkenntnisgewinn als Telefon, Mail, Skype & Co. – sie beeinflussen auch umgekehrt die Wahrnehmung eures Professors in Bezug auf eure Person und eure Arbeit. An seiner Objektivität ändert das nichts, wohl aber an seinen Möglichkeiten, eure Leistung im Verhältnis zu euren Fähigkeiten zu beurteilen.
Sucht den Austausch in großer Runde!
Euer Betreuer ist nur einer von vielen Mitgliedern der Prüfungskommission. Und wie heißt es so schön: Drei Ärzte, vier Meinungen. Soweit möglich, versucht den Austausch mit anderen Doktoranden, wissenschaftlichen Mitarbeitern und Professoren zu nutzen oder sogar zu initiieren. Hier könnt ihr fachlich und methodisch viel lernen. Bittet euren Professor um die Realisierung von Colloquien, in denen ihr und andere Doktoranden ihre Arbeiten vorstellen und kritisches Feedback einfordern könnt. Auch beim Zugang zu Symposium oder Arbeitsgruppen mit externen Gästen, in denen das eigene Thema diskutiert wird, kann euch der Betreuer unterstützen. Nehmt an Konferenzen oder Workshops teil, die euch bei eurem Thema voranbringen.
Das wichtigste bei all dem: Sucht einen Input und Reibungspunkte zum eigenen Thema und setzt euch so mit kritischen Fragen auseinander, bevor es die Prüfungskommission tut. So könnt ihr die Diskussion und die Verteidigung eurer Arbeit optimal vorbereiten.
Bauchgefühl sticht Knigge
Dass die Kommunikation mit dem Professor auf Grundlage der etablierten Umgangsregeln stattfinden sollte, versteht sich von selbst. Hier müsst ihr euch nicht sklavisch an den Knigge halten, aber eine gute Kinderstube in Kombination mit einer gesunden Höflichkeit und dem nie zu unterschätzenden Bauchgefühl für die richtige Frage im richtigen Moment werden in der Regel mit einem Feedback von gleicher kommunikativer Qualität belohnt.
Was kommunizieren
Haltet euch und den Betreuer auf den Laufenden!
Das Grundprinzip einer guten Kommunikation zwischen Doktorand und Doktorvater ist die Regelmäßigkeit. Haltet euren Betreuer auf dem Laufenden und vermeidet damit, dass ihr vom Thema abkommt oder Fehler verschleppt.
Ihr werdet vielleicht nicht jede Woche eine methodische oder inhaltliche Fragestellung zu diskutieren haben, aber ganz sicher seid ihr auf irgendeine Art und Weise mit eurer Arbeit vorangekommen. Auch, wenn die Zahl der Fragezeichen in eurem Kopf gewachsen ist, ist das ein Fortschritt, den ihr permanent dokumentieren solltet. Am einfachsten geht das z.B. in einer Power-Point-Präsentation, die mit Bildern oder Tabellen illustriert sein kann. Ein solches Reporting bietet stets eine Gesprächsgrundlage für den Prof und zeigt euch selbst auch zu jedem Zeitpunkt, wo ihr gerade steht. Schickt eurem Betreuer die Dokumentation eurer Arbeit nicht nur zu, sondern fordert auch ein Feedback darauf ein. Das wird euch helfen, effektiv voranzukommen.
Folgende Themen können über ein solches Reporting hinaus regelmäßig mit eurem Betreuer besprochen werden:
- Literaturtipps für die eigene Arbeit
- Die Herangehensweise an die Fragestellung und deren Operationalisierung
- Struktur und Gliederung der Arbeit
- Der tatsächliche Fortschritt:
Wenn euer Betreuer regelmäßig in eurer Arbeit schmökern möchte, lange bevor sie fertig ist, bringt ihm stets Lektüre mit und seid dankbar über eine Rückmeldung so nah an eurem aktuellen Arbeitsstand
Fordert Reaktionen heraus!
Ihr steckt während der Promotion tiefer in eurer Thematik als jeder andere – deshalb werden euch auch Ideen kommen, die vielleicht von der Ausschreibung des Themas abweichen oder diese ergänzen. Eure Interpretation der Ergebnisse oder der theoretischen Konstrukte, die ihr in der Fachliteratur findet, können durchaus von der üblichen Lehrmeinung abweichen. Seid kritisch, generiert eigene Ideen, provoziert vielleicht sogar, und genießt den Luxus, darauf eine direkte Experten-Rückmeldung zu bekommen. Die Dissertation ist schließlich nicht nur der Weg zum Doktortitel, sondern auch zum Erkenntnisgewinn. So nah wie jetzt werdet ihr – es sei denn, ihr strebt eine wissenschaftliche Karriere an – nie wieder an den direkten Quellen des Wissenserwerbs sein.
Erstveröffentlichung im DER ALMANACH FÜR ZAHNMEDIZINER | BAND VI - DISSERTATION, Juni 2014
Für: www.zahnicampus.de
Herausgeber/Verleger: DentaMedica Agency
Autor: Kristin Jahn