Das Physikum
So bereitet ihr euch ideal auf eure erste große Prüfung vor
Um das Physikum überhaupt antreten zu können, müsst ihr mindestens fünf Semester Zahnmedizin studiert und in dieser Zeit bestimmte Scheine abgelegt und Vorlesungen/Kurse besucht haben. Die exakten Bedingungen findet ihr in der Approbationsordnung für Zahnärzte im § 26 .
Das Physikum umfasst die Fächer Anatomie, Physiologie, Physiologische Chemie und Zahnersatzkunde. Zahnersatzkunde wird an insgesamt sieben Tagen praktisch geprüft, auf jedes der anderen Fächer entfällt je ein Prüfungstag für die mündliche Prüfung, die pro Prüfling etwa 30 – 45 Minuten dauert. Die Prüfungsinhalte findet ihr ebenfalls in der Approbationsordnung, diesmal im § 28.
In der Regel findet die zahnärztliche Vorprüfung in der vorlesungsfreien Zeit statt, also nach dem Wintersemester zwischen Februar und April und nach dem Sommersemester vom Juli bis Oktober. Um das Physikum bzw. die einzelnen Teilprüfungen zu bestehen, hat jeder Zahni nur zwei Anläufe.
Tipps zur Prüfungsvorbereitung
Langfristige Vorbereitung
Plant eine Vorbereitungszeit von mindestens drei Monaten ein – damit ist die reine Lernzeit gemeint! Einige Zahnis legen zur Vorbereitung auf das Physikum auch ein Lernsemester ein, in dem sie keine Kurse besuchen. Die eigentliche Vorbereitung beginnt praktisch ab dem ersten Semester mit der Aufbereitung eurer Lehrinhalte. Schreibt die Vorlesungs- und Kursinhalte systematisch mit und entwickelt darüber hinaus ein System, mit dem ihr gezielt auf einzelne Themen zurückgreifen könnt. Diese Zeit ist gut investiert, denn wenn ihr nach zweieinhalb Jahren Studium problemlos nachvollziehen könnt, was ihr im ersten Semester gelernt habt, erleichtert das die Prüfungsvorbereitung massiv. Eine Aufbereitung der Inhalte als Lernkarteikarten ist zwar aufwändig, ein gewisser Lerneffekt tritt aber bereits bei der Erstellung der Karten ein. Wer die digitale Variante den Pappkarten vorzieht, dem seien Apps wie Flashcards Deluxe (iPhone, iPad, Android) oder AnkiDroid Karteikarten (Android) ans Herz gelegt.
Lerngruppen & Repetitorien
Da es sich beim Physikum um eine reine mündlich-praktische Prüfung handelt, solltet ihr den Lernstoff auch wirklich verstanden haben – auswendig lernen genügt hier nicht. Aus diesem Grund ist es empfehlenswert, schon bei der Vorbereitung mündlich zu arbeiten. Dafür könnt ihr Lerngruppen mit euren Kommilitonen bilden und Repetitorien besuchen, insofern diese von eurer Uni angeboten werden. Hier wird das wichtigste Wissen der Vorklinik komprimiert dargestellt und vermittelt.
Praktische Übungen
Die praktische Prüfung in der Zahnersatzkunde macht den Großteil des Physikums aus. Was liegt da näher als üben, üben, üben? Nutzt jede euch bietende Gelegenheit, um das Labor unsicher zu machen. Auch jenseits der Uni könnt ihr z.B. über ein Praktikum im Dentallabor oder die Mitarbeit im Praxislabor der elterlichen Praxis, so vorhanden, an Kronen, Brücken, Prothesen etc. bis zur Perfektion werkeln. Schaut dabei auch auf die Uhr: Wie lange braucht ihr für die jeweilige prothetische Arbeit? Mit diesem Wissen könnt ihr euch die Zeit während der Prüfung besser einteilen, als wenn ihr ins Blaue hineinarbeitet. Und auch für die Vorbereitung auf die Anatomie-Prüfung liegt nichts näher, als viel Zeit im Präp-Saal zu verbringen.
Soziale Zahni-Netzwerke & Lernplattformen im Internet
Für die internetbasierte Kommunikation zur Prüfungsvorbereitung, den Austausch von Prüfungsprotokollen und das Bilden von Lerngruppen gibt es spezielle Internetportale. In die zahnigroups, die unter der Schirmherrschaft des Bundesverbandes der Zahnmedizinstudenten in Deutschland e.V. (BdZM) stehen, kommt nur rein, wer sich vorher mit seinem Studierendenausweis registriert hat – es herrscht also professorenfreie Zone! Auch der MediLearn-Club der Deutschen Ärzte-Finanz bietet Zahnis die Möglichkeit, sich mit Kommilitonen auszutauschen und sich auf Prüfungen vorzubereiten.
Nicht nur die Zahnis, sondern häufig auch die Universitäten bzw. Dozenten selbst nutzen Online-Lernplattformen, um den Prüflingen die Vorbereitung u.a. aufs Physikum zu erleichtern. Verschiedene Universitäten arbeiten z.B. mit der Open-Source-Anwendung Moodle, andere wiederrum haben ihre eigenen Lern-Portale entwickelt. Ein Blick in die Uni-Steckbriefe auf zahniportal.de, eine Nachfrage am Lehrstuhl oder bei der Fachschaft sollten euch den Weg zu den an eurer Uni relevanten Plattformen weisen.
Linkliste: Web-Communities an den Unis
Nutzt und erstellt Prüfungsprotokolle
In welche Richtung fragt der Prüfer, wie streng oder wie lax wird bewertet, gibt es Schikanen oder aufmunternde Worte? Die Protokolle derjenigen, die das ganze schon hinter sich haben, geben hier Antworten und tragen damit zum Teil entscheidend zum Prüfungserfolg der nachrückenden Semester bei. Bei der Erstellung der Protokolle gilt das Solidaritätsprinzip: Jeder, der von den Protokollen älterer Semester profitieren möchte, sollte auch bereit sein, eigene Protokolle anzufertigen. Um dieses System zu fördern, ermöglichen die Fachschaften den Zugang zu den Prüfungsprotokollen z.T. nur gegen hohe Pfandgebühren, die der Studierende erst dann zurück erhält, wenn er das Protokoll seiner eigenen Prüfung beuider Fachschaft abgegeben hat.
Die Protokolle werden teils als Kopiervorlagen, teils in Online-Systemen von der Fachschaft bereitgestellt. Eine besonders einfache Form der Protokollverwaltung biete das zahniportal: Hier könnt ihr Protokolle tauschen und auch anonym den anderen Studierenden zur Verfügung stellen. Über den MediLearn-Club oder geschlossene Facebookgruppen lässt sich ebenfalls erfahren, wie die Prüfungen in den vergangenen Semestern gelaufen sind.
Mehr Infos zu Prüfungsprotokollen im zahniportal.
Achtet auf Körper und Geist
Wenn ihr bislang nicht zu denen gehört habt, die morgens um 8:00 Uhr bereits phänomenale geistige Leistungen vollbringen, wird sich das während der Vorbereitung auf das Physikum auch nicht plötzlich ändern. Also achtet aller Anspannung und allem Zeitdruck zum Trotz soweit wie möglich auf euren Biorhythmus. Nutzt die Zeiten zum Lernen, an denen ihr tatsächlich am produktivsten seid. Lernpausen sind keine Schande – im Gegenteil, sie unterstützen euch bei der Regeneration und setzen Energie für die nächste Runde frei. Eine gesunde Ernährung (die Basics kennt ihr – ausgewogene Mischung aus Kohlenhydraten, Fett und Eiweiß, viel Obst und Gemüse) schafft ebenso wie ein körperlicher Ausgleich (besonders empfehlenswert: Ausdauersport) optimale Voraussetzungen für ein effektives Lernen. Die Schreibtischtäter unter euch wird die App Paper Toss (iPhone, iPad, Android) interessieren: Hier könnt ihr virtuelle Papierkugeln im Mülleimer versenken.
Mit Methoden wie progressiver Muskelentspannung oder autogenem Training könnt ihr innerhalb von Minuten Stress ab- und Gelassenheit aufbauen. Die Yoga-Freunde unter euch werden die Wirkung der Kombination aus körperlicher und geistiger An- und Entspannung während der Prüfungszeit besonders zu schätzen wissen.
Eure innere Einstellung zur Prüfung kann sich deutlich auf das Ergebnis auswirken. Was denkt ihr, wer besser abschneidet: Derjenige, der fest daran glaubt, durchzufallen, oder derjenige, der selbstbewusst und überzeugt von den eigenen Fähigkeiten in die Prüfung geht?
Viel Erfolg beim Physikum, ihr schafft das!
Erstveröffentlichung im DER ALMANACH FÜR ZAHNMEDIZINER | BAND 1 - VORKLINIK, Juni 2014
Für: www.zahnicampus.de
Herausgeber/Verleger: DentaMedica Agency
Autor: Kristin Jahn