Keine Angst vor Prüfungsangst
Prüfungsangst im Studium kennt fast jeder. Der Lernstoff türmt sich zu einem unüberwindbaren Berg, Selbstzweifel und Nervosität sind an der Tagesordnung. Doch mit dem Wissen darüber, woher die Angst kommt und wie man mit ihr umgeht, lässt sich selbst die schwierigste Prüfung erfolgreich meistern.
Die wichtigsten Prüfungen im Zahnmedizinstudium sind die naturwissenschaftliche Vorprüfung (Vorphysikum), die zahnärztliche Vorprüfung (Physikum) und die zahnärztliche Prüfung (Staatsexamen).
Das Vorphysikum wird in der Regel nach zwei Semestern absolviert. Hier fragen die Prüfer die bisher erlernten Grundlagen aus den Fächern Biologie, Physik und Chemie mündlich ab. Das Physikum wird nach fünf Semestern abgelegt. Hierbei werden Anatomie, Physiologie, Biochemie und Zahnersatzkunde mündlich geprüft, zudem gibt es eine mehrtägige praktische Prüfung in Zahnersatzkunde.
Das Staatsexamen bildet den Abschluss des Studiums. In einem Zeitraum von vier bis sechs Monaten legen die Zahnis zunächst mündliche Prüfungen in zwölf verschiedenen Fächern ab, darunter Zahnerhaltung, Chirurgie, HNO, Innere Medizin oder Zahnersatzkunde. Danach folgen schriftliche und praktische Prüfungen in ausschließlich zahnmedizinischen Disziplinen wie der Zahnersatzkunde, der Zahnerhaltung, der Chirurgie und der Kieferorthopädie.
Symptome und Ursachen der Prüfungsangst
Vielen Studenten verursacht allein der Gedanke an diese Prüfungen Magenschmerzen. Prüfungsängste äußern sich unterschiedlich: Einigen Zahnis fällt schon die Vorbereitung auf eine Prüfung schwer. Andere können ihr Wissen während der Prüfung nicht mehr abrufen. Auch die Symptome der Prüfungsangst sind individuell verschieden, sie reichen von Unsicherheit und Unlustgefühlen über Stimmungsschwankungen, Kopfschmerzen und Übelkeit bis hin zu Einschlafschwierigkeiten und Panik.
Die Angst vor einer unbekannten oder bedrohlichen Situation ist ein Urinstinkt. In geringen Dosen ist diese Angst nützlich und wichtig, denn sie kann zum Lernen motivieren und die persönliche Leistung durch die Ausschüttung von Adrenalin erhöhen. Zu viel Angst führt jedoch oft zu Blockaden und Fluchtreaktionen. Die lähmende Angst vor Prüfungen wird zu großen Teilen vor allem durch eine negative innere Einstellung ausgelöst, die auch wieder „verlernt“ werden kann. Prüfungsangst wird auch „Bewertungsangst“ genannt, denn sie ist die Angst vor der Bewertung der persönlichen Leistung durch andere. Besonders anfällig für Prüfungsangst sind Menschen, die ihren Selbstwert stark durch ihre Leistungen definieren.
Eine gute Vorbereitung
Wie aber nun der Prüfungsangst begegnen? Hier gilt: Eine gute Vorbereitung ist schon die halbe Miete. Besonders effektiv und wichtig sind:
- vollständige Unterlagen, d.h. im Idealfall sollten die Studieninhalte ab dem ersten Semester übersichtlich notiert werden,
- gutes Zeitmanagement und ein übersichtlicher Lernplan mit erreichbaren Zwischenzielen und Pausen,
- strukturiertes Lernen, das die einzelnen Inhalte in Bezug zueinander setzt,
- Lerngruppen und gemeinsames Lernen,
- Simulation von Prüfungssituationen und das laute Vortragen des gelernten Stoffes,
- spezielle Memotechniken, wie z.B. bildliche oder räumliche Visualisierung des Lernstoffes,
- Prüfungsprotokolle: Von älteren Semestern verfasste Protokolle ermöglichen eine gezieltere Vorbereitung auf die Prüfung. Sie zeigen, in welche Richtung der Prüfer fragt oder wie streng er bewertet. An den meisten Universitäten werden die Prüfungsprotokolle von der Fachschaft verwaltet.
Mehr Infos zu Prüfungsprotokollen
Die Angst in den Griff bekommen
Oftmals reicht eine gute Vorbereitung allein nicht aus. Bei vielen Studenten steht die Angst einem effektiven Lernen im Weg. Bei starker Prüfungsangst hilft es, sich zunächst einmal einzugestehen, dass man Angst hat. Erst dann kann man in einem zweiten Schritt lernen, mit der Angst umzugehen. Hierzu gibt es verschiedenste Methoden, wie etwa:
- Persönliche Ziele setzten und Motivationen finden: Warum und für wen lerne ich? Was ist mein Ansporn?
- Analyse der eigenen Stärken und Schwächen: Was kann ich? Worin bin ich gut? Was muss ich noch lernen?
- positiv denken und sprechen, negative Aussagen bewusst in positive umformulieren,
- Austausch mit Kommilitonen oder der Familie,
- beeinflussbare Faktoren in der Prüfungssituation identifizieren und von unbeeinflussbaren, wie etwa der Laune des Prüfers, trennen,
- Belohnungen nach erfolgreichem Lernen
- emotionalen Abstand zur Prüfungssituation gewinnen
- Entspannungs- und Atemübungen
- Musik hören
- Glücksbringer oder persönliche Gegenstände in die Prüfung mitnehmen
- Stressabbau durch Sport und Bewegung
- Blackouts in der mündlichen Prüfung ansprechen und den Prüfer darum bitten, die Frage zu wiederholen bzw. kurze Bedenkzeit zu geben
- professionelle Coachings oder Beratungsangebote der Universität nutzen
Die eigene Angst vor Prüfungen zu überwinden ist nicht nur im Studium nützlich. Die Fähigkeit, diese Angst zu erkennen und ihr zu begegnen, begleitet einen ein Leben lang. Und jedes Mal wird die Angst ein bisschen kleiner.
Viel Erfolg bei den Prüfungen!
Erstveröffentlichung im DER ALMANACH FÜR ZAHNMEDIZINER | BAND V - EXAMEN, Juni 2014
Für: www.zahnicampus.de
Herausgeber/Verleger: DentaMedica Agency
Autor: Kristin Jahn