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Zahniportal-Blog

Alles zum ersten Job

Geschätzte Leser,

seit rund zwei Monaten bin ich nun überzufrieden in der Berufswelt der Zahnmedizin angekommen und will an dieser Stelle meine Learnings und Tipps mit Euch teilen.

1. Die richtige Bewerbung an die richtige Praxis

Das wichtigste ist: bewerbt Euch nur da, wo Ihr auch wirklich arbeiten wollt. Ich habe mit der Präzision einer Gießkanne Bewerbungen rausgefeuert. Am Ende durfte ich dann sogar bei einer Praxis im tiefsten Südtirol dankend absagen. Das kostet nur Zeit und Nerven. Hört Euch lieber um, quetscht Euer Netzwerk aus und fragt erfahrenere Zahnärzte, welche Praxen sie wirklich empfehlen würden. Der erste Arbeitsplatz ist oft der wichtigste, lasst Euch also Zeit. Scheut Euch auch nicht davor, eine proaktive Bewerbung zu verschicken – manche Praxisinhaber merken erst, dass Sie Dich brauchen, wenn Du in Papierform vor Ihnen liegst. Eine proaktive Bewerbung zeugt von Selbstbewusstsein und authentischer Begeisterung für die jeweilige Praxis!

Außerdem: Soziale Kompetenz schlägt dentale Kompetenz. Gestaltet Eure Bewerbung persönlich. Du kommst frisch von der Uni – das tun alle andere Bewerber auch. Ihr müsst also mit Persönlichkeit und extracurriculären Aktivitäten punkten. Je steifer eine Bewerbung ist, desto uninteressanter. Ihr bewerbt Euch ja nicht beim Finanzamt, sondern in einem sehr persönlichem Betrieb, welcher selten mehr als 15 Mitarbeiter hat. Mache schon in Deinem Anschreiben klar, dass man gerne mit Dir auf engstem Raum für eine ganze Zeit zusammen arbeiten will. Parfümiere deine Bewerbung also lieber.

2. Das gegenseitige Beschnuppern

Glückwunsch, Ihr wurdet eingeladen zur Hospitation. Weil Ihr frisch aus der Zahnklinik seid, versucht ihr demütig, so gut es geht jetzt schon mitzuhelfen. Gut so! Viel wichtiger: checkt ab, ob Euer Chef ein guter Mentor sein wird. Bringt er Euch jetzt schon ein bisschen was bei? Erklärt er mit Spaß daran? Ist er selbst noch begeistert von seinem Job? Dann Jackpot, zuschlagen! Also, nicht mit der Faust! Die kommt erst später wenn das Gehalt nachverhandelt wird.

3. Die ersten Tage in der Achterbahn

Glückwunsch, Ihr habt Euren neuen Chef (noch) nicht geschlagen und habt den Job. Willkommen in der Achterbahn: Euphorie, Selbstzweifel, Vergnügen, Versagensängste, Stolz, Müdigkeit, Ehrgeiz, Überforderung, Ehrfurcht, Panik, Hunger. So sieht Eure erste Stunde am Patientenstuhl aus. Die ersten Monate als Vorbereitungsassistent gelten als die schwierigsten der Berufslaufbahn, also immer schön durch die Hose atmen. Seid ehrlich mit Euch selbst, den Helferinnen und Eurem Vorgesetzten: wenn Ihr Hilfe braucht, fragt um Hilfe. Ihr werdet anfangs nicht in kaltes Wasser geworfen, sondern mitten in einen zugefrorenen See, in den ihr einbrecht wie in die Pulpahöhle bei Eurer ersten erweiterten Fissurenversiegelung. Das ist hier doch allen schon mal passiert, oder? Oder?

4. Learning by noting

Mein wohl wichtigster Tipp. Ihr werdet anfangs zu allem Neues lernen: fachlich, administrativ, technisch. Sogar Vornamen. Ätzend. Eure Lernkurve ist ein Lot. Schreibt es Euch also auf. Ihr könnt Euch das nicht alles merken, schließlich ist es praktisch anwendbares Wissen und nicht der Citratzyklus! Euer degeneriertes Zahnklinik-Hirn muss nun umschalten auf "Anwendbares Wissen". Ich bin anfangs stets mit Notizbuch herumgerannt. In Pausen oder am Tagesende habe ich dann alles fein säuberlich in ein selbst erstelltes digitales Notebook (z.B. Evernote) notiert, in welchem ich nun immer wieder die gesuchte Information aufsuchen kann, ohne Leute ein zweites Mal fragen zu müssen. Meinem Chef gefiel die Idee, dass man daraus auch ein Manual für weitere Neuankömmlinge gestalten kann.

Ich hoffe, Ihr konntet was mitnehmen. 

Weise Grüße,

Moritz