Corona 2 – Angriff der Hornissen-Imker

Der Hintergrund? Wirtschaftlich befanden sich privatgeführte Praxen und Co. in einem zehrenden Überlebenskampf und mussten auf Brechen und Biegen offen bleiben. Staatsgestützte universitäre Zahnkliniken dagegen ließen recht schnell im Frühjahr das Zahnarztbesteck fallen. Und es auch einige Zeit liegen – zum Schutz aller Beteiligten. Wenngleich gut gemeint, so forderte diese Entscheidung dann doch ein Opfer: unseren Patientenpool. Viele „halbbehandelte“ Patienten sind langfristig abgewandert.

Zur Überraschung vieler dürfen wir Studenten überhaupt wieder Patienten aus Fleisch und Blut behandeln. Echte Menschenpatienten! Wow! Aber leider telefonieren sich viele von uns für die Termine die Ohrmuscheln wund, denn die uns zugelosten Patientenlisten enthalten eine gehörige Anzahl an „Nieten“, also Abbrecher oder Abwanderer. Bei mir zum Beispiel haben die ersten 17 von 10 Patienten abgesagt. Mindestens. Ich fühle mich wie ein zutiefst inkompetenter Call-Center-Mitarbeiter – verdammt, eine Karriereoption weniger!

Für die Patienten, die uns loyal blieben, haben wir dafür aber extraordentlich aufgerüstet. Neben einer CoVid-Anamnese (anfangs sogar mit Fiebermessung) am Eingang, empfangen wir sie mit FFP2-Maske, Schutzbrille, Schutzvisier, Haarhaube und chirurgischem Überzieher. Wir sehen aus eine Mischung aus Hornissen-Imker und Kantinenfrau. Eine Fissurenversiegelung gleicht hier schnell einer OP am offenen Herzen in einem Malariagebiet. So ähnlich schwitzen wir auch unter dem Aufzug. Aber: alles für den Patienten! Das Kanzleramt ist nicht so gut geschützt wie unser Laden!

Es ist kaum damit zu rechnen, dass das nächste Semester eine weniger absolute Ausnahmesituation sein wird. Vielleicht kriegen wir dann ja Raumanzüge? Space Dentist Moritz – also, mit der Karriereoption kann ich gut leben.

Weise Grüße,
Moritz