Die großen Unsicherheiten und Wagnisse...

Für mein Wunschstudium „Zahnmedizin“ muss ich nach Tübingen umziehen, München verlassen und einen kompletten Neustart wagen: Aufgewachsen bin ich in einem idyllischen „Kuhkaff“ in Hessen, durch das exakt drei Mal täglich ein Bus fährt... In schneereichen Wintern war es stets spannend, ob ein Bus kam oder ob man doch „zwangs-schulfrei“ hatte. ;-) Andererseits hatte man natürlich das gleiche Problem, wenn man tatsächlich in die „Stadt“ wollte und den einen Bus verpasst hatte- dann kam der Nächste nämlich erst sechs Stunden später!! Trotzdem komme ich immer wieder gerne in den Odenwald nach Hause.

Aufgrund meines Humanmedizinstudiums verschlug es mich dann in die Großstadt. Was habe ich anfänglich gestaunt: U-Bahnen, die alle fünf bis zehn Minuten fahren, Bücherei/ Konzerte/ Einkaufsmöglichkeiten/ Bäckerei/ Theater/ Kino/ Universitätsgebäude/ etc. Alles fußläufig oder per Fahrrad zu erreichen. Irre! Doch ebenso die Nachteile: Anonymität, Orientierungslosigkeit aufgrund der zahlreichen Angebote, mangelnde Empathie, Massenabfertigung. Trotzdem habe ich die Kleinigkeiten lieben gelernt: Meine regenbogenfarbene U-Bahn-Station beispielsweise ziert ein kleiner, gelber Schmetterling und zeigt mir immer, dass ich hier aussteigen sollte und gegenüber meiner Wohnung gibt es tatsächlich noch einen kleinen „Tante-Emma“-Lebensmittelmarkt, indem die fast 80-jährige Besitzerin jeden Preis einzeln in ihre uralte Kasse eingibt, kein Scannen... Die Isar war nicht weit weg und im Englischen Garten hatte ich manch interessante Slack-Linen-Erfahrung gesammelt. Und nun? Was erwartet mich in Tübingen? Grübeln... Wie lange werde ich brauchen, um mich im Alltag zurecht zu finden? Werde ich schnell Anschluss finden? Ich werde älter sein als einige meiner Kommilitonen- kommen wir gemeinsam zurecht? Wird der TPK so schlimm wie alle behaupten? Fragen über Fragen...

Einerseite werde ich viele gute Freunde, meinen Krav-Maga-Verein und den Schmetterling in meiner U-Bahn-Station sicherlich vermissen. Andererseits freue ich mich auf die neue Herausforderung, neue Freunde, (noch auf) den TPK-Kurs und das süße Städtchen Tübingen. Ein Wohnheimzimmer habe ich bereits. Also kann ich anfangen meine Kartons zu packen und mir überlegen wie ich mich von 60m² auf 16m² reduziere :)