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Zahniportal-Blog

Die TOP 3 der coolsten Nebenjobs…

Vor nicht allzu langer Zeit schrieb JR einen Beitrag über „die TOP 3 der miesesten Nebenjobs“. Also habe ich kurz über meine Wartezeitsammlerei nachgedacht und da fiel mir auf, dass ich ziemlich viel Glück hatte mit meinen „Nebenerwerbstätigkeiten“. Allerdings muss ich erwähnen, dass alle Jobs im medizinischen Umfeld waren und sich quasi fortlaufend aufeinander folgend- die Karriereleiter hinauf- ergaben.

Platz 3: Medizinische Schreibkraft

Man bekommt seine Liste an Diktaten, entweder auf Kassette oder digital … und die arbeitet man dann den Tag über ab. Natürlich muss man schon halbwegs fit sein im Tippen und der medizinischen Terminologie, andererseits wird man mit der Zeit viel schneller und lernt eben neue Wörter! Ich war erstaunt, wie viel Information doch so ein internistischer Entlassbrief bspw. enthält oder was alles irrsinnigerweise in einem psychiatrischen Konsil erwähnt werden muss. Ich hatte eine sehr liebe Chefin, die einen mobilen Schreibdienst fast ausschließlich mit Medizinstudentinnen aufgezogen hatte. Wirtschaftlich eine kreative Marktlücke…

Stundenlohn: 10€

Fazit: Man sitzt viel, tippt sich die Finger wund, erfährt jedoch Interessantes aus dem Leben der Patienten in wenigen Minuten Diktatlänge. Für die Zukunft definitiv nicht schlecht zu wissen, welche zauberhaften Tastenkürzel es gibt und welche „Tippelfen“ einem gerne weiterhelfen, wenn man Ihnen ab und an Süßigkeiten zukommen lässt ;-)

Platz 2: Sekretärin

Die typischen Sekretariatsaufgaben eben: Verwaltung mit Schwerpunkt auf Kommunikation. Meine Tätigkeit beschränkten sich glücklicherweise auf den plastisch-chirurgischen und handchirurgischen Bereich…Normalerweise benötigt man eine kaufmännische Ausbildung für diesen Beruf. Das wurde bei mir einfach abgehakt unter „Erfahrungen als medizinische Schreibkraft und Medizinstudentin“. Die Bürokratie unseres Krankensystems lernte ich erst dort wirklich kennen: Wer benötigt einen Einweisungsschein, wer einen Überweisungsschein, was ist der MDK oder die GOÄ, wie beantragt man Weiterbildungsermächtigungen oder die Krankenkassenzulassung, was ist ein D-Arzt, welche BG ist für was zuständig, was ist ASL oder D-13 und wie unterscheide ich welchen Eingriff am gleichen Tag im neuen OP-Programm??? Durch viele Fehler habe ich mein eigenes Verständnis von diesem bizarren System entwickelt und meist kam man durch ein freundliches Lächeln und fragen weiter.

Stundenlohn: 12,50 €

Fazit: Abwechslungsreich! Ich habe nun einen Überblick über das Gesundheitssystem und weiß Komplimente sinnvoll einzusetzen ;-)

Platz 1: Weltweiter Courier für Knochenmark

Mit Abstand die unglaublichste Job-Erfahrung konnte ich als Knochenmarkcourier sammeln. Während des Medizinstudiums sprach mich ein Kommilitone an, dass er genau etwas für mein „Fernweh“ und meine soziale Ader wüsste… zwei Monate später transportierte ich das erste Mal Knochenmark für einen Patienten, der an Leukämie erkrankt war, nach St. Louis/USA. Zu ca. 30% findet man einen passenden Spender in den Reihen der eigenen Familie, wenn nicht, muss ein Fremdspender gefunden werden. Erfreulicherweise gibt es Knochenmarkspenderdateien wie die DKMS oder die ZKRD, die in ihren Datenbanken viele mögliche Spender registrieren. Wenn ein „match“ gefunden ist, kommen freiwillige Couriere wie ich in Einsatz. Wir haben einen engen Zeitplan, alles ist genauestens getimed: Von der Abholung über den Flug bis zur Abgabe weiß das Transplant-Center genauestens, wo der jeweilige Courier sich aufhält und so können sie den Patienten gut auf die Stammzelltransplantation vorbereiten.

Man erhält eine geringe Aufwandsentschädigung und kann sich noch einige Tage am Abgabeort aufhalten, wenn man dies möchte. So sieht man die Welt und hat gleichzeitig teil an einer „Rettungsaktion“.

Ich werde nie vergessen, dass für mich in Chicago ein Anschlussflieger aufgehalten wurde. Die Verspätung meines Zubringerfluges war immens, trotzdem wurde ich am Gate abgeholt, durch die Passkontrolle geschleust und wir rannten dann zum Anschlussflieger. Ich war total übermüdet durch die Zeitverschiebung und fertig durchs Rennen mit dem Knochenmarkkoffer… dann komme ich in diesen Flieger und erwarte eigentlich missmutige Gesichter. Stattdessen fingen die Passagiere an zu applaudieren. Es war für sie in Ordnung, dass sie gewartet haben, denn jeder hätte dasselbe für sich als erkrankten Patienten gewollt. Natürlich ergaben sich auch Situationen, bei denen man sich gewünscht hätte, dass sich unter einem ein großes, schwarzes Loch auftut- oder zumindest für die Person einem gegenüber ;-)

Stundenlohn: unbedeutet

Fazit: Lasst uns die Welt ein bisschen besser machen und registriert euch als Stammzellenspender!!

Hat noch jemand so tolle Erfahrungen mit Nebenjobs gemacht beim „Warten“?