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Zahniportal-Blog

Exzentrische Aufnahmen: Martin Van Butchell – Der groteskeste Zahnarzt aller Zeiten

Quelle: Wikipedia

Geschätzte Leser,

Jede Disziplin hat ihre Helden. Die Physik hat Newton, die Biologie hat Darwin und die Zahnmedizin hat Fauchard, den ersten halbwegs wissenschaftlich arbeitenden Zahnheilkundler. Viel interessanter als die Biografien dieser Streber sind aber meist die Portraits von wissenschaftlichen Exoten, deren wunderlichen Vorgehensweisen mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet haben. In der Zahnmedizin mangelt es dabei an seltsamen Eigenbrötlern beileibe nicht! Diese kauzigen Zahni-Hirnis möchte ich euch gerne in meiner Kategorie „Exzentrische Aufnahmen“ vorstellen! Heute: der Brite Martin Van Butchell (1735–1814).

Martin Van Butchell gilt wohl als groteskeste Zahnarzt der Geschichte. In einer Zeit, in der zahnärztliche Behandlungen eher einer Volksfestattraktion glichen als einer medizinischen Therapie, mussten sich die schaustellergleichen Zahnbrecher natürlich auch aufmerksamkeitsheischende Alleinstellungsmerkmale einfallen lassen.

Van Butchell entwarf aus diesem Grund den ersten Prototyp der lila Milka-Kuh, nur in andersherum: Er ritt durch London auf einem weißen Pony, das lila gepunktet war! Dazu trug er noch unorthodoxe Bekleidung und schwang gelegentlich einen knöchernen Esel-Kiefer herum. Weil halt.

An dieser Stelle enden Van Butchell's exotische Werbestrategien allerdings nicht. Denn wie steigert man die eigene Bekanntheit noch über das öffentliche Bereiten eines lustig lackierten Gauls hinaus? Richtig, indem man seine tote Ehefrau im Praxisfenster ausstellt. Wie bitte?

Van Butchell war der Gunther von Hagen seiner Zeit. Als Marketing-Coup ließ er seine frisch verstorbene Frau Mary tatsächlich professionell einbalsamieren und stellte sie samt Glasaugen und Make-Up in einem gläsernen Sarg in sein Schaufenster. Das führte nicht nur zu mehr Kundschaft, sondern auch zu einem himmelschreienden Skandal. But – any press is good press!

Die mächtig realistische „Schaufensterpuppe“ funktionierte und blieb so lange Publikumsmagnet bis Van Butchell neu heiratete. Seine neue Gattin bestand darauf, von nun an die einzige Ehefrau im Haus zu sein. Wie bieder!

Um die Geschichte abzurunden: der Leichnam von Mary wurde daraufhin im Londoner Museum of the Royal College of Surgeons ausgestellt. Nach 166 Jahren „Leichenschau“ wurde durften Marys leibliche Überreste dann endlich doch mal unter die Erde – als sie 1941 durch ein Nazi-Bombardement mit dem gesamten Gebäude dem Erdboden gleichgemacht wurde. Mary’s Leichnam hat mehr erlebt als die meisten Lebenden!

Wie ihr also seht, wirft dieser Zahnarzt mehr Fragen auf, als seine Werke beantworten könnten. Die allergrößte Frage bleibt hierbei natürlich, wie Martin Van Butchell zwei Ehefrauen abkriegen konnte und ich immer noch Single bin.

Weise Grüße,
Moritz