Achtsamkeit und Meditation im Hochschulkontext
Begann die Initiative 2010 mit lediglich einer Lehrveranstaltung zum Thema „Meditation“ im Studiengang Soziale Arbeit, so hat sich im Laufe der Jahre ein umfassendes Lehrangebot zu "Achtsamkeit und Meditation" entwickelt. Inzwischen nehmen 150 Studierende aus bis zu 24 Studiengängen pro Semester an den Veranstaltungen teil. Dabei werden sogar Leistungspunkte vergeben, was das Münchner Modell zu einem der ersten Programme dieser Art in Europa macht. Der Schwerpunkt liegt auf regulären Lehrveranstaltungen, doch existieren auch Zusatzangebote für Alumni, Lehrpersonal und Hochschulangestellte.
Meditieren als bewertete Studienleistung
Im Praxisteil der Lehrveranstaltungen lernen die Studierenden verschiedene Achtsamkeits- und Meditationsübungen. Theoretische Bausteine der Lehrveranstaltung sind insbesondere die wissenschaftliche Forschung, Hintergrundwissen über die verschiedenen Meditationsansätze sowie Anwendungsmöglichkeiten von Achtsamkeit und Meditation in den späteren Berufsfeldern. Benotet wird die erbrachte Leistung aufgrund von Präsenz, regelmäßiger Mitarbeit, dem Führen eines persönlichen Meditationstagebuchs sowie einer schriftlichen Reflexion darüber, wie Achtsamkeit und Meditation im späteren beruflichen Handlungsfeld sinnvoll angeboten und realisiert werden können. Die Studierenden sind angehalten, die im Unterricht vorgestellten Übungen zu Hause zu praktizieren. Im Meditationstagebuch werden die entsprechenden Erfahrungen festgehalten.
Meditationstagebücher geben Einblick in die Wirkungen
Nach Auswertung von zweitausend Meditationstagebüchern liegen nun die Ergebnisse der ersten zehn Jahre des Münchner Modells vor. Es zeigt sich, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer besser mit alltäglichen Herausforderungen, dem allgemeinen Leistungsdruck und der teils hohen Belastung im Studium umgehen können. Sie können Stresssituationen konstruktiver handhaben und sie neutraler, sachlicher bewerten. Kleine Unstimmigkeiten, die zu Streit und Konflikten führen können, werden jetzt konstruktiver bewältigt. Zudem zeigt sich, dass die Praxisübungen zu einem besseren Verständnis anderen gegenüber und zu mehr emotionaler Gelassenheit führen. Den Studierenden fällt es leichter, eine Metaebene einzunehmen, was auch für den Umgang mit wissenschaftlichen Fragen hilfreich ist. Es wird sichtbar, dass die gemachten Erfahrungen eine positive Auswirkung auf die Selbstwirksamkeit sowie die eigene Kreativität und Inspiration haben.
Studierende bringen Praktiken in ihre Berufsfelder ein
Es zeigte sich, dass Achtsamkeits- und Meditationspraktiken den Studierenden gut tun. Und da viele Studierenden ihre Erfahrungen auch in das spätere Berufsfeld wie beispielsweise Kindertagesstätten und Schulen einbringen, profitieren die dortigen Zielgruppen ebenfalls davon. Dies trifft vor allem auf die Studierenden zu, die ihre Abschlussarbeit dem Thema „Achtsamkeit und Meditation“ widmen. Bislang taten das bereits 95 Studierende, Tendenz steigend. Im Rahmen einer Forschung gaben 86 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an, dass „Meditation im Hochschulkontext eine sinnvolle und gewinnbringende Bereicherung für Studierende ist und daher vermehrt angeboten werden sollte“.
Gesammelte Erfahrungen „Münchner Modell“ in Buchform
Als gelungenes Beispiel, Achtsamkeit und Meditation im Hochschulkontext erfolgreich zu verankern, hat das Münchner Modell sich über die Jahre als Katalysator entwickelt und zahlreiche Hochschulen im In- und Ausland inspiriert, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen. Inzwischen wurden die Ansätze des Modells auch in Fortbildungsangebote für Hochschulehrpersonal aufgenommen wie beispielsweise des Zentrums für Hochschuldidaktik (DiZ). Initiator und Leiter des Münchner Modells ist Prof. Dr. Andreas de Bruin, der nun ein Buch über die ersten zehn Jahre des Münchner Modells verfasst hat. Bedeutend sind dabei vor allem die Stimmen der bislang zwei Tausend Studierenden, die an seinen Lehrveranstaltungen teilgenommen haben und anhand ihrer Meditationstagebücher über ihre Erfahrungen berichten.