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Ein Experte für Lippen-Kiefer-Gaumenspalten: Uniklinik Bonn unter neuer Leitung

Stabübergabe in der MKG-Chirurgie:
Prof. Franz-Josef Kramer (rechts) ist neuer Leiter der Bonner Universitäts-Klinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie. Der Ärztliche Direktor und Vorstandsvorsitzende Prof. Wolfgang Holzgreve (Mitte) dankt seinem Vorgänger Prof. Rudolf Reich (links) für seine 25-jährige Tätigkeit am Universitätsklinikum Bonn
Bild: © Johann Saba / UK Bonn

Prof. Dr. Dr. Franz-Josef Kramer ist neuer Direktor der Klinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie (MKG-Chirurgie) am Universitätsklinikum Bonn. Der 51-jährige Nachfolger von Prof. Dr. Dr. Rudolf Reich übernimmt die Leitung der Klinik, an der etwa 60 Mitarbeiter tätig sind. Er will das ausgedehnte Behandlungsspektrum am Standort Bonn – von der Weisheitszahnentfernung über Implantat-getragenen Zahnersatz bis hin zur Korrektur von Kieferfehlstellungen – weiter ausbauen. Dabei setzt er vor allem Akzente in der Behandlung von angeborenen Fehlbildungen und der Tumorchirurgie im Kiefer- und Gesichtsbereich. Prof. Kramer kommt von der Universitätsmedizin Göttingen, wo er als Leitender Oberarzt in der MKG-Chirurgie tätig war. Seine akademische Ausbildung führte ihn unter anderem an die Universität Harvard in Boston (USA), wo er sich mit den biologischen Entstehungsprozessen des Gesichtsschädels auseinandersetzte.

 

Neuer Chefarzt setzt auf fächerübergreifende Zusammenarbeit

Bei einer Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte, der häufigsten angeborenen Fehlbildung des Gesichtes, verwachsen während der Embryonalentwicklung die verschiedenen Gewebefortsätze des Gesichts und des Mundraumes nur unzureichend – zwischen Lippe, Kiefer und mitunter auch dem Gaumen bleibt eine Lücke. „Es ist inzwischen möglich, dass alle Funktionen weitgehend normalisiert werden – Atmung, Kauen, Schlucken, Gehör, Sprechen, Wachstum des Gesichts und natürlich auch das Aussehen“, konstatiert Prof. Kramer. Deshalb ist sein Ziel, auch besonders schwere angeborene Fehlbildungen seiner Patienten zu korrigieren. „Interdisziplinäre Zusammenarbeit ist dabei ein Schlüssel für optimale Behandlungsergebnisse.“ Daher freut sich der neue Chefarzt auf die enge Zusammenarbeit unter anderem mit den Kieferorthopäden und den HNO-Ärzten am Bonner Standort in der Behandlung von jungen und erwachsenen Patienten.

An erster Stelle steht der Erhalt der Lebensqualität

Die Behandlung von bösartigen Tumoren im Mund-, Kiefer- und Gesichtsbereich erfordert fast immer deren Entfernung. Hierbei können kleinere Defekte zum Beispiel im Bereich der Lippen, der Wangen- und Stirnregion meist recht unauffällig mit plastischen Operationstechniken behandelt werden. Bei ausgedehnten Befunden liegt das Augenmerk auf den Möglichkeiten Eigengewebe zu verpflanzen, um wichtige Funktionen wie Sprechen, Kauen und Schlucken möglichst wenig zu beeinträchtigen. Den individuell bestgeeigneten Gewebeersatz führt der neue Chefarzt gegebenenfalls mit mikrochirurgischen Verfahren durch. Nach der Entfernung des Tumors werden die sehr kleinen Blutgefäße des verpflanzten Gewebes an die Blutversorgung der neuen Umgebung unter dem Mikroskop angeschlossen.

„Wir können uns mit intraoperativen Navigationssystemen in der komplexen Anatomie des Kopf-Hals-Bereiches präzise orientieren und unsere Rekonstruktionstechniken der Defektgeometrie dreidimensional anpassen“ berichtet Prof. Kramer. Dennoch ist es natürlich günstiger, in einem möglichst frühen Erkrankungsstadium mit der Behandlung zu beginnen, um die besten Ergebnisse zu erzielen. „Die Früherkennung von Haut- und Mundschleimhautveränderungen ist für die Prognose des Krankheitsverlaufs von entscheidender Bedeutung“ sagt Prof. Kramer.

Den Ursachen auf der Spur

Krebserkrankungen in der Mundhöhle zählen mit sechs Prozent aller Tumorerkrankungen zu den weltweit häufigsten Malignomen. Die genauen Mechanismen der Entstehung und Ausbreitung sind jedoch im Detail noch unverstanden. Daher untersuchen Prof. Kramer und sein Team mit zell- und molekularbiologischen Methoden die gegenseitige Beeinflussung von Tumorzellen und benachbartem Gewebe. „Je besser wir den Tumor verstehen, desto effektiver können wir ihn in Zukunft therapieren.“

Prof. Kramer ist dem Ruf an die Bonner Universität gern gefolgt. „Bonn ist eine spannende Stadt mit einem aktiven Universitätsleben und einer hohen Internationalität“, sagt der Familienvater von zwei Kindern im Alter von sieben und neun Jahren. Jetzt freut er sich, seine neue Heimat zu entdecken – und zwar nicht ohne seine Familie, mit der er am liebsten seine Freizeit verbringt.

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