Gegenseitige Kontrolle im Zahnfleisch
Die Forscher fanden heraus, dass bestimmte Immunzellen (gamma-delta T-Zellen) zahlreich im Zahnfleisch an der Grenze zum bakteriellen Biofilm, in dem Bakterien leben, vorhanden sind. Sie sind also im Kontakt mit hunderten von Bakterienarten auf den Zähnen, die - wenn ihre Zusammensetzung im Gleichgewicht ist - beispielsweise vor Parodontose schützen. "Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die gamma-delta T-Zellen und die Bakterien im Zahnfleisch sich gegenseitig in Schach halten", erklärt Professor Prinz.
Die Teams konnten beobachten, dass bei Mäusen ohne Bakterien im Mund nur sehr wenige gamma-delta T-Zellen im Zahnfleisch vorkamen. Bei Mäusen mit normaler Besiedelung der Mundhöhle durch Bakterien veränderte sich die Zusammensetzung der Bakterienarten und erhöhten sich die Entzündungswerte, wenn die gamma-delta T-Zellen gezielt ausgeschaltet wurden. Diese Ergebnisse veröffentlichte das fachübergreifende Magazin "Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America" (PNAS). Das bilaterale Forschungsprojekt wird noch bis Mitte 2020 durch die German-Israeli Foundation for Scientific Research and Development (GIF) gefördert.
Die Erstautorinnen der Studie, Anneke Wilharm aus Hannover und Yaara Tabib aus Jerusalem, schauen schon über den Tellerrand dieser Publikation hinaus: "Etwa 40 Prozent der westlichen Bevölkerung leiden an der entzündlichen Erkrankung Parodontose, bei der es zum weitgehend irreversiblen Knochenabbau des Zahnhalteapparats und folglich zum Zahnverlust kommen kann. Wir wollen jetzt die Funktion der gamma-delta T-Zellen in der Parodontose untersuchen", sagt Anneke Wilharm. "Über die Situation im menschlichen Zahnfleisch wissen wir noch sehr wenig. Doch zur Behandlung der Parodontose könnten in Zukunft möglicherweise auch T-Zellen zum Einsatz kommen", sagt Professor Prinz.