HRK-Präsident zum Sommersemester
„In diesen Tagen startet an vielen Hochschulen die Vorlesungszeit und dies unter sehr besonderen Umständen. Die Coronavirus-Pandemie stellt nie gekannte Herausforderungen an Studierende, Lehrende und Forschende wie an die Verwaltungen. Deshalb muss ihnen allen unser großer Respekt für ihren enormen Einsatz gelten.
Die Studierenden sind in vielfacher Weise von den Maßnahmen zur Eindämmung der Epidemie betroffen. Sie müssen sich auf stark veränderte Studienbedingungen einstellen. Vorlesungen und Seminare finden nurmehr digital statt, Bibliotheken sind absehbar nur sehr eingeschränkt nutzbar, Veranstaltungen, die in Laboren und Werkstätten stattfinden oder engen physischen Kontakt erfordern, Exkursionen und Praktika müssen verschoben und neu organisiert werden.
In dieser besonderen Situation muss das Mögliche getan werden, damit sich die Studierenden auf ihre Seminare und Prüfungen konzentrieren können. Der Wegfall von Einkünften infolge der Kontaktbeschränkungen und des Einbruchs bei den Jobangeboten trifft viele hart. Internationale Studierende, die in Deutschland studieren oder sich hier immatrikulieren wollen, und deutsche Studierende an ausländischen Hochschulen sind außerdem durch Einreisebeschränkungen betroffen. Für Studierende mit gesundheitlichen Einschränkungen bringt die Situation zusätzliche Erschwernisse,
Wir sind dankbar, dass die Politik in Bund und Ländern die Signale aus den Hochschulen aufgenommen hat und durch Regelungen zur Semesterlänge und Lockerung der BAföG-Bestimmungen versucht, die Situation zu entspannen. Ich bin zuversichtlich, dass für alle Studierenden in finanziellen Nöten nun auch noch ein Angebot gemacht wird, damit sie Engpässe überbrücken können.
Unser Dank gilt vor allem auch den Lehrenden und Verwaltungsmitarbeiterinnen und -mitarbeitern, die mit großem Engagement alles daransetzen, das Lehrangebot aufrecht zu erhalten. Die Möglichkeiten sind nach Fächern und Ausstattung unterschiedlich, aber überall wird hart daran gearbeitet, diese voll auszuschöpfen.
Auch die für unser Land generell und besonders jetzt so wichtige Forschung nicht nur an den Hochschulen ist stark beeinträchtigt. Flexible Regelungen für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Projektförderung und in der Qualifizierungsphase, wie sie etwa die Deutsche Forschungsgemeinschaft sehr schnell geschaffen hat bzw. wie sie mit der Änderung des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes geplant sind, helfen den Betroffenen und dem Wissenschaftssystem insgesamt sehr.
Es gilt nun, mit Pragmatismus und Geduld mit den verbleibenden Schwierigkeiten umzugehen. Die abgewogenen Öffnungssignale, die Bund und Länder in der vergangenen Woche formuliert haben, stellen die Hochschulen vor weitere Herausforderungen: Die notwendigen Schutzmaßnahmen bei demnächst wieder möglichen Prüfungen vor Ort, in Laboren und Bibliotheken müssen mit großer Umsicht umgesetzt werden, ein besonderer Schutz von chronisch Kranken muss gewährleistet werden. Vor allem aber gibt die vorsichtige Lockerung der Vorgaben Anlass zur Zuversicht, dass die Hochschulen ihre Aufgaben in Forschung und Lehre in absehbarer Zeit wieder unter einfacheren Umständen erfüllen können.“