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Kind und Kittel: apoBank-Studie untersucht die Vereinbarkeit von Familie und Heilberuf

"Kind und Kittel", eine Studie der apoBank, ist die erste umfassende Bestandsaufnahme zum Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie unter den Ärzten, Zahnärzten und Apothekern.
Bild: apoBank

Nach Ansicht der Heilberufler ist die Berufsausübung in kooperativen Praxisformen, wie in der Berufsausübungsgemeinschaft (BAG) oder in einem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ), am besten mit dem Familienleben zu vereinbaren. Das ist ein Ergebnis aus der Studie „Kind und Kittel“ der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank). Als erste umfassende Bestandsaufnahme zum Thema Vereinbarkeit von Familie und Heilberuf geht sie den Fragen nach: Wie steht es um die Familienplanung der Heilberufler? Müssen sie sich zwischen Kind und Karriere entscheiden? Gibt es den richtigen Zeitpunkt für den Nachwuchs? Oder wie kann ein Arbeitsumfeld aussehen, in dem junge Heilberufler gerne arbeiten und das sie mit ihrem Familienleben gut vereinbaren können?

Bestwerte für Kooperationen in der ambulanten Versorgung

Je nach Fachrichtung sind die Möglichkeiten der Berufsausübung unterschiedlich, doch die Anstellung in einer BAG oder einem MVZ wird durchgehend von der Mehrheit als die familienfreundlichste Option eingestuft: Bei Ärzten und Zahnärzten ist es mit 84 Prozent bzw. 77 Prozent die Anstellung in einer BAG oder einem MVZ. Bei Apothekern ist es die Anstellung in einer öffentlichen Apotheke (78 Prozent).

Die Vereinbarkeit von Familie und Arbeit im Krankenhaus hingegen sehen Heilberufler sehr kritisch, vor allem während der Assistenzarztzeit (18 Prozent). Die Anstellung als Facharzt wird immerhin noch von 32 Prozent als familienfreundlich wahrgenommen, während Oberarzt- und Chefarztstellen lediglich 24 bzw. 27 Prozent der Befragten als solche einstufen. Einen ähnlichen Wert (26 Prozent) erhielt auch die Kategorie Inhaber einer Einzelpraxis.

Für deutlich familienfreundlicher halten die Heilberufler die Inhaberschaft von kooperativen Praxisformen wie der BAG oder dem MVZ. Diese berufliche Option steht auf Rang zwei, gleich nach der Anstellung in ambulanten Praxisformen, von 63 Prozent der befragten Ärzte und von 59 Prozent der befragten Zahnärzte als familienfreundlich eingestuft.

Kind oder Kittel?

Die Tatsache, dass immer mehr Frauen den Heilberuf ergreifen, führt dazu, dass das Thema der Vereinbarkeit von Beruf und Familie immer wichtiger wird. Die Ergebnisse der Umfrage machen deutlich, dass Frauen viel häufiger das Gefühl haben, sich im Laufe ihres Lebens zwischen Kind und Kittel entscheiden zu müssen. So bestätigen 42 Prozent der befragten Heilberuflerinnen diese Aussage, bei den Männern waren es lediglich 18 Prozent. Denn letztlich ist unter den Heilberuflern die Kindererziehung in den ersten Jahren noch immer eine Angelegenheit der Frauen: 87 Prozent von ihnen nehmen Elternzeit, im Schnitt 14 Monate, bei Männern sind es lediglich 38 Prozent, mit durchschnittlich nur drei Monaten.

Die apoBank-Studie greift unter anderem auch die Frage auf, inwieweit Heilberuflerinnen ohne Kinder gegenüber denen mit Kindern in Sachen Karriere bevorzugt werden. Fast zwei Drittel aller Befragten nehmen eine Bevorzugung von Frauen ohne Kinder wahr. Gerade im Bereich der Humanmedizin, insbesondere unter den Hausärzten, stößt diese Aussage auf eine hohe Zustimmung (70 Prozent). Offensichtlich nehmen dabei Männer häufiger eine Bevorzugung von kinderlosen Heilberuflerinnen wahr als Frauen selbst.

Auch den Wiedereinstieg nach der Elternzeit offenbart die Studie als eine große Hürde auf dem Karriereweg. Zwei Drittel der Heilberufler sehen sich zu diesem Zeitpunkt mit fehlender Flexibilität konfrontiert. Die fehlenden Betreuungsmöglichkeiten für Kinder stellen das zweitgrößte Hindernis beim Wiedereinstieg in den Beruf dar (62 Prozent). Außerdem fallen laut der Befragten für 56 Prozent fachliche Wettbewerbsnachteile sowie für 54 Prozent finanzielle Aspekte ins Gewicht. Auch emotionale Hürden (51 Prozent) sowie die fehlende Unterstützung des Arbeitgebers (48 Prozent) erschweren den Wiedereinstieg. Dabei sehen Frauen die Wettbewerbsnachteile, finanzielle, emotionale und gesellschaftliche Hürden sowie die fehlende Unterstützung des Partners häufiger problematisch als Männer.

Kind und Kittel!

Was muss also passieren, damit die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei Heilberuflern verbessert werden kann? Für die Befragten sind eine kompatible Kinderbetreuung (92 Prozent), die sich an den Arbeitszeiten der Heilberufler orientieren sollte, sowie flexible Arbeitszeitmodelle und Teilzeitangebote (90 Prozent) die wichtigsten Anliegen. Aber auch Entlastung bei nichtärztlichen beziehungsweise nichtpharmazeutischen Tätigkeiten durch Delegation und Digitalisierung (76 Prozent) sowie Jobsharing in Führungspositionen (70 Prozent) wird von der Mehrheit der Befragten gewünscht.

„Die sich verändernden Bedürfnisse der jungen Generationen, die quer über alle Berufsgruppen zu beobachten sind, gepaart mit der zunehmenden Feminisierung der Heilberufe, haben uns dazu veranlasst, uns das Umfeld der Ärzte, Zahnärzte und Apotheker genauer anzuschauen“, sagt Daniel Zehnich, Leiter des Bereichs Gesundheitsmärkte und Gesundheitspolitik bei der apoBank. „Es war uns wichtig, zu ermitteln, welche Arbeitsbedingungen von Heilberuflern als familienfreundlich angesehen werden. Die Ergebnisse liefern uns eine gute Basis, um neue Modelle für die Berufsausübung der Zukunft zu gestalten. Denn auch an diesen Stellen können und wollen wir mit neuen Angeboten, wie beispielsweise der Zahnpraxis der Zukunft, unterstützen.“

Methodik


Die Online-Befragung wurde in Zusammenarbeit mit DocCheck Research im Frühjahr 2019 durchgeführt. Insgesamt wurden 500 Heilberufler, davon jeweils 125 Hausärzte, Fachärzte, Zahnärzte und Apotheker, die leibliche Kinder haben und zwischen 25 und 50 Jahren alt sind, befragt.

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