Verpflichtendes Digitalisierungs-Curriculum im Medizinstudium
Die digitale Kompetenz diene auch dazu, sinnvolle und die Patientenversorgung verbessernde Angebote von gefährdenden Angeboten zu unterscheiden und Patientinnen und Patienten dahingehend beraten zu können, so Ludwig weiter.
Die Studierenden absolvieren vier Stationen, die sich mit 3-D-Druck, Robotik, VR und AR sowie digitalen Gesundheitsanwendungen befassen. Die Inhalte werden dabei nicht nur theoretisch vermittelt, sondern vor allem auch praktisch. „Zum Beispiel werden einfache Programme für unseren kleinen Roboter ‚Nao‘ geschrieben oder aus einer Computertomographischen Aufnahme eine 3-D-druckfähige Datei erstellt“, erläutert Ludwig. Das Dorothea Erxleben Lernzentrum kann dabei auf langjährige praktische Erfahrung sowie Forschungsaktivitäten in diesen Themen zurückgreifen und hat daraus das Curriculum erstellt.
Ausweitung auch auf Zahnmedizin-Studierende möglich
Die Lehrinhalte werden an das 5. Semester vermittelt und die Rückmeldungen der Studierenden sind bislang sehr positiv, vor allem auch hinsichtlich der Tatsache, dass die Fakultät diese Themen im Studium anbietet. „Die Digitalisierung wurde mit einer Welle verglichen, auf der man lernen müsse zu surfen, um nicht von ihr überrollt zu werden“, so Ludwig. Für den Anfang wird das Curriculum zur Digitalisierung zunächst nur als Pflichtbestandteil im Studium der Humanmedizin angeboten, aber: „Das kann nur der Anfang sein. Künstliche Intelligenz und Big Data spielen im aktuellen Angebot noch keine Rolle, die thematische Auseinandersetzung damit ist aber für den zukünftigen Arbeitsalltag bedeutsam. Das Thema bietet zudem viele wichtige ethische und rechtliche Aspekte. Außerdem ist eine interprofessionelle Ausweitung möglich, sodass wir in das Digitalisierungs-Curriculum künftig auch unsere Studierenden der Zahnmedizin und der Evidenzbasierten Pflege einbeziehen können“, so Ludwig.
„Die Universitätsmedizin Halle fährt seit einigen Jahren den Ansatz, dass nicht nur streng medizinische Inhalte vermittelt werden, sondern auch weitere Kompetenzen. Dazu gehören Kommunikationsfähigkeiten und interprofessionelles, also fach- und berufsgruppenübergreifendes Lernen, aber eben auch die Digitalisierung. Der Beruf der Ärztin und des Arztes muss mit den Entwicklungen der Gesellschaft mithalten. Dafür ist der frühzeitige Ansatz bereits im Studium wichtig, der dann mit Weiterbildungen im Berufsleben auf dem aktuellen Stand gehalten werden kann“, so Prof. Dr. Michael Gekle, Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Halle.
Minister Prof. Dr. Armin Willingmann, zuständig für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung und damit auch zuständig für die Universitätsmedizin in Sachsen-Anhalt, zeigt sich erfreut über die Pionierstellung der Universitätsmedizin im südlichen Sachsen-Anhalt: „Wir benötigen digitale Kompetenzen inzwischen nahezu in allen Lebensbereichen. In akademischen Einrichtungen ebenso wie in Unternehmen entwickeln sie sich zu einem zentralen Wettbewerbsfaktor. Das gilt daher im Besonderen auch für den Gesundheitssektor, Medizinische Fakultäten wie Klinika, in denen Ärztinnen und Ärzte von morgen ausgebildet werden. Insofern unterstütze ich die Integration des Digitalisierungs-Curriculums an der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg ganz ausdrücklich und freue mich, dass hier Pionierarbeit für die Weiterentwicklung des Medizinstudiums geleistet wird!“