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Wie finde ich die richtige Famulaturpraxis? Und wie werden Famulaturpraxen überhaupt ausgewählt?

Zahnarzt Adjmal Sheerzoi M.Sc.

Wie finde ich die richtige Famulaturpraxis? Und wie werden Famulaturpraxen überhaupt ausgewählt?

Ein Kurzinterview mit Zahnarzt Adjmal Sheerzoi M.Sc. aus Düsseldorf.

Akademischer Lehrzahnarzt der Medizinischen Fakultät der Universität Bonn.

 

Du studierst nach neuer Approbationsordnung Zahnmedizin und musst nach erfolgreich abgeschlossener Z2 Prüfung eine Famulatur in einer Zahnarztpraxis machen. Die Universität hat bereits eine Vielzahl an Lehrpraxen ausgesucht, denn sie ist dafür verantwortlich, dass die Approbationsordnung umgesetzt wird. Es gibt keine Generalprobe für diesen Herbst und der Berufsstand muss jetzt aktiv mithelfen, damit aus dir eine Zahnärztin oder ein Zahnarzt werden kann. 

 

Für diesen Beitrag haben wir 5 Fragen an den Inhaber einer Famulaturpraxis vorbereitet, um andere Praxen zu motivieren aber auch um Studierenden Mut zu machen sich aktiv mit der Praxisfamulatur auseinanderzusetzen. 

 

Doc Sheerzoi, so heißen Sie ja bei Instagram, wie sind Sie dazu gekommen eine Lehrpraxis der Medizinischen Fakultät der Universität Bonn zu werden?

Das ist eine gute Frage, zunächst habe ich ja selber in Bonn studiert und wie das manchmal so ist, kennt man dann noch den einen oder anderen Oberarzt. Aufgrund meines Netzwerkes und meiner Bonner Geschichte wurde ich von Seiten der Universität gefragt und habe mich entschieden, meinen Beitrag für die Lehre zu leisten. Es ging in dem Gespräch um den hohen Anspruch an meiner eigenen Arbeit und natürlich auch um die modernen Technologien, die Studierende bei mir kennenlernen können, wie zum Beispiel die Implantologie, Smile Design oder digitale Zahnmedizin (3D Röntgen mittels DVT, Intraoralscanner, Modeldruck und die Zahntechnik im CAD/CAM Verfahren). 

Das ist ein ziemlicher Sprung ins kalte Wasser für alle Parteien. Die Universitäten, die Praxen und die Studierenden haben ja noch keine Erfahrungswerte über eine Famulatur. Bedeutet es, dass nur Studierende der Universität Bonn bei Ihnen famulieren dürfen?

Zunächst einmal haben wir natürlich auch in der Vergangenheit immer wieder mal interessierte Kollegen und Famulanten bei uns zu Besuch. Besonders bei Veranstaltung mit live OP in unserer Praxis, daher ist uns es uns nicht gänzlich fremd.

Ich stehe in Kontakt mit der Universität Bonn, aber ich kann mir vorstellen, dass auch Studierende von anderen Universitäten ihre Famulatur bei mir machen dürfen. Es geht ja um einen bundeseinheitlichen Standard und natürlich auch um die Mobilität. Wenn zum Beispiel ein Student aus Greifswald seine Freundin in Düsseldorf hat, wäre es ja einfach für ihn sich um eine Unterkunft zu kümmern, würde er bei mir famulieren. Ich denke, dass meine Praxis auch den Ansprüchen der Uni Greifswald gerecht würde. Ein anderes Beispiel finden wir im ländlichen Raum: Würde man seine Famulatur nur in seinem Bundesland machen dürfen, dann ginge Brandenburg leer aus. Kolleginnen und Kollegen aus diesem Bundesland hätten dann natürlich einen Nachteil, wenn sie sich eine Praxis in ihrer Heimat angucken wollen. Ich denke, dafür werden die Universitäten aber eine Lösung finden! 

Das bietet den Studierenden mit Zahnarzt-Eltern aber auch die Möglichkeit, es sich sehr einfach zu machen, oder?

Das würde ich den Studierenden nicht unbedingt empfehlen. Auch wenn man sich sicher ist, dass man früher oder später bei seinen Eltern einsteigen möchte, ist das eine vertane Chance und meiner Meinung nach völlig an der Idee vorbei. Gerade wenn man familiär „vorbelastet“ ist, dann ergibt eine Famulatur woanders viel mehr Sinn. Man sollte einen Blick über den Tellerrand riskieren und neue Eindrücke sammeln. Ich würde empfehlen, mir die Praxis nach anderen Kriterien auszusuchen. Sich mit seinen Schwächen auseinandersetzen und sie zu seinen Stärken machen ist eine gute Taktik. Du hast Angst vor der Pädiatrie? Dann guck dir doch die Arbeit einer Kinderzahnärztin an und mach dir das Gelernte zum Vorteil für dein Studium. 

Hätten Sie selber eine Famulatur gemacht, wenn Sie die Chance gehabt hätten?

Ich habe auch ohne Pflichtfamulatur viele Chancen genutzt, sei es als Springer in der plastischen Chirurgie, als Assistenz in der zahnärztlichen Praxis, Notdienste in der MKG, Caster bei RTL oder als Fahrer für einen Unternehmensberater. Das klingt vielleicht etwas weit hergeholt, aber diese Erfahrungen vor und während meines Studiums helfen mir jetzt in meiner Selbstständigkeit. Ich kann es den Studierenden ausdrücklich empfehlen, nicht einspurig zu fahren sondern zu versuchen sich Einblicke in anderen Bereichen der Medizin oder anderen Branchen zu verschaffen, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet. 

Zu guter letzt noch eine persönliche Frage. Sie arbeiten im Film „Rheingold“ von Fatih Akin als zahnmedizinischer Berater und spielen sogar die Rolle des Folterknechtes Walid im Gefängnis. Wo ist das Gold? 

Das erfahren die Studierenden dann, wenn sie bei mir famulieren und genau zuschauen. 

Vielen Dank für das Interview!

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