„Wir brauchen Bildungs-Optimismus!“
In der neuen Ausgabe 2/2019 des Magazins des Deutschen Studentenwerks (DSW) blickt Bulmahn in einem Interview auf die Zeit der 1960er und 1970er Jahre zurück als eine Zeit von „Bildungsaufbruch und Bildungsoptimismus“, der ihr heute fehle. Sie sagt, der Bildungsaufbruche jener Jahre habe viele Menschen beflügelt, „weil das Versprechung von Bildung erstmals für sie greifbar wurde. Er hat auch mich beflügelt. Ich stamme aus einer Arbeiterfamilie, ich bin in einem kleinen Dorf aufgewachsen. In den 1950er Jahren hätte ich keine Chance gehabt.“
Heute müsse es in der Bildungspolitik in Deutschland darum gehen, wieder diesen „Bildungsoptimismus“ zu entfachen, sagt Bulmahn, gerade in der Schulpolitik: „Die Kommunen benötigen Milliarden, um Milliarden, um all die maroden Schulgebäude instand zu setzen. Wir brauchen mehr Personal an den Schulen, wir brauchen dort ein neues Miteinander von Familienberatung, Sozialpädagogen, psychologischer Betreuung und Lehrkräften.“
Bulmahn plädiert für eine neue Lastenverteilung in der Bildungsfinanzierung; ihr schwebt ein „Bildungspakt“ vor zwischen Bund, Ländern und Kommunen. „Entscheidend ist, dass wir die Länder und Kommunen nicht allein lassen.“
Auf die jüngste BAföG-Erhöhung der Bundesregierung angesprochen, erklärt Bulmahn: „Mich stört gewaltig, dass meine Nachfolgerinnen lange faktisch gar nichts mehr mit dem BAföG angestellt haben.“ Was die Große Koalition beschlossen habe, sei „nur ein Anfang“, so Bulmahn. „Endlich gibt es mehr Geld, aber ansonsten ist es in anderen Kleidern das, was ich schon 2001 gemacht habe.“ Sie fordert eine gesetzlich verankerte, regelmäßige Erhöhung des BAföG. „Diese jahrelange Verschleppung ist fatal und desavouiert das BAföG, weil es Studierenden nicht mehr als starke Leistung wahrnehmen, die es sein könnte.“