Modellherstellung: Benötigte Materialien
Durch Füllen der im Munde genommenen Abformung (Negativform) mit einem plastischen Material erhält man nach Aushärtung des Modellmaterials eine Positivform der Mundsituation, das Situationsmodell. Für die Alginatabformung ist Gips das Modellmaterial der Wahl. Andere Modellwerkstoffe, wie Zemente, Kunststoffe, Keramik oder Metalle beziehungsweise Legierungen (Metallspritzverfahren, galvanoplastische Modellherstellung) können für Situationsmodelle nach Alginatabformung nicht verwendet werden.
Gips, chemisch ein zweifach hydratisiertes Kalziumsulfat in kristallinischer Form (CaSO4.2H2O), erfüllt alle an ein gutes Modellmaterial zu stellenden Forderungen in ausreichendem Maße. Dabei ist er preiswert und einfach zu handhaben.
Bei Dentalgipsen werden nach der A.D.A.- und DIN-Norm 4 Typen (I—IV) unterschieden
- Typ I Abformgips,
- Typ II Alabastergips,
- Typ III Hartgips,
- Typ IV Superhartgips.
Für Situationsmodelle verwendet man Hartgips oder Superhartgips.
Benötigte Materialien zur Alginatabformung
- Hartgips oder Superhartgips (das Gipspulver muss geschützt vor Feuchtigkeit in einem geschlossenenBehälter aufbewahrt werden)
- Wasser
- falls vorhanden Vakuum-Anmischgerät, sonst Mischbecher
- Anrührspatel
- Rüttler
- gegebenenfalls Gipstrimmer
- Sockelformer
- Dowel-Pins, Klebewachs, Wachsmesser, Flamme
Vorbereiten der Abformung
Es ist empfehlenswert, vor dem Ausgießen die Innenfläche der Alginatabformung mit Gipspulver zu bestreuen und dieses mit etwas Wasser zu verteilen. Dadurch lassen sich eventuell noch vorhandene Speichel und Blutreste entfernen. Nach ein bis zwei Minuten wird das Gipspulver sorgfältig ausgespült und überschüssiges Wasser entfernt.
Um die Sockelherstellung zu erleichtern und um ein späteres unnötiges Trimmen des Modells zu vermeiden, können an der Alginatabformung mit einem wasserfesten Stift die Modellgrenzen eingezeichnet werden.
Bei Unterkiefer-Abformungen kann zusätzlich die linguale Öffnung mit Wachs oder Silikon verschlossen werden.
Anmischen des Gipses
Das Anmischen des Gipses erfolgt entweder von Hand in einem glattwandigen Gumminapf mit einem Spatel oder in einem mechanischen Gipsmischgerät unter Vakuum.
Alle zum Anmischen benutzten Utensilien müssen unbedingt sauber sein. Gipsrückstände von einem vorhergehenden Mischvorgang können die Oberflächengüte des Modells vermindern und beschleunigen die Abbindereaktion. Die vom Hersteller angegebene Dosierung für das Gipspulver/Wasser-Verhältnis sollte möglichst genau befolgt werden.
Der fertig angerührte Gipsbrei soll homogen und von cremiger Konsistenz sein. Das Unterschlagen von Luftblasen muss vermieden werden. Da dies beim Anmischen von Hand nur sehr unvollkommen gelingt, ist das automatische Anrühren unter Vakuum vorzuziehen. Hierbei beträgt die Rührzeit bei einer Umdrehungszahl von 300-400 pro Minute ca. 30-45 Sekunden.
Ausgießen der Abformung
Beim Füllen der Abformung wird mit dem Spatel zunächst nur eine kleine Portion Gipsbrei auf eine glatte dem Zahnkranz benachbarte Fläche aufgebracht. Unter den Vibrationen des Rüttlers lässt man den Gipsbrei langsam in die tiefsten Stellen des Zahnkranzes hineinfließen, bevor die nächste Portion eingefüllt wird.
Es werden solange immer größere Portionen des Gipsbreis nachgelegt und verteilt, bis die Abformung randvoll ist. Der Rest des inzwischen schon etwas festeren Gipsbreis wird im Überschuss in einen Sockelformer gehäuft. Die mit Gips gefüllte Abformung wird dann in den Former gegeben.
An der Seite hervorquellende grobe Überschüsse können vorsichtig mit dem Gipsmesser entfernt werden. Um zu verhindern, dass über den Löffelrand hinausragendes Abfommaterial deformiert wird, sollte der Löffel während der Erstarrungszeit des Gipses im hinteren Bereich durch ein Stück Wachs, Silikon oder ähnliches gestützt werden.
Das Ausgießen der Abformung und die Sockelherstellung können auch getrennt in zwei Phasen vorgenommen werden. Hierbei lässt man den bis zum Rand der Abformung eingefüllten Gips zunächst fest werden, bevor die Abformung unter leichten Rüttelbewegungen in die frisch angerührte Sockel-Gipsmasse hineingedrückt wird.
Nach der ersten Verfestigung des Gipsbreis wird der Sockel mit dem Gipsmesser grob in Form gebracht.
Trennen der Abformung vom Modell
Sobald der Gips ausgehärtet ist (s. Gebrauchsinformation), sollte die Alginatabformung unverzüglich vom Modell entfernt werden.
Das Alginat verliert durch Kontakt mit dem Gips und durch längeres Lagern Wasser und damit Elastizität. Daher erschwert eine längere Wartezeit das Trennen von Abformung und Modell ganz erheblich. Mit der Wasserabgabe ist eine Kontraktion des Alginats verbunden. Deshalb brechen beim Entfernen der Abformung außerdem einzeln stehende Gipszähne leicht vom Modell ab.
Auf gar keinen Fall sollte deshalb eine Alginatabformung über Nacht auf dem Modell belassen werden.
Beim Trennen der Abformung vom Modell werden zunächst der Sockelformer und der Abformlöffel enfernt. Der vestibuläre Rand der Abformung wird sodann mit dem Gipsmesser freigelegt. Von hier aus wird die Abformung mit den Fingern vorsichtig vom Modell gelöst.
Trimmen des Modells
Nachdem das Abformmaterial entfernt worden ist, kann das Modell an einem Gipstrimmer in die endgültige Form gebracht werden.
Die Unterfläche sollte eben sein und parallel zur Okklusionsfläche verlaufen. Die Seitenflächen können eckig oder abgerundet sein. Beim Trimmen der Seitenfläche ist darauf zu achten, dass nicht zu viel Material entfernt wird.
Soll das Modell fest in einem Artikulator montiert werden, empfiehlt es sich, die Unterfläche mit einem Gipsmesser aufzurauhen. So erzielt man einen besseren Verbund mit dem Befestigungsgips. Ist hingegen ein ,Split mounting' der Modelle geplant, muss die glatte Modellunterfläche seitlich mit Kerben versehen werden, um später eine eindeutige Reposition des Modells im Artikulator zu gewährleisten.
Die Anwendung von Pins oder Magneten in diesem Zusammenhang ist vorzuziehen.
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